Von Peter Höffer

Bei einem Besuch der alten Marktkirche St. Petri in der Hansestadt Hamburg enddeckte ich an der
Nordseite in der Kirche ein großes Gemälde. Es stellte eine Abendmahlszene dar.

Das über 2.50 Meter große Ölgemälde zeigt eine typische Ansicht des letzten Abendmahls, so wie es viele große Maler,
Leonardo da Vinci oder auch Tizian gemalt haben. In Mitten der Apostel sitzt Jesus Christus. Der Tisch ist gedeckt.
Mittig sehen wir die Speisen Wein und Brot. Der Wein ist durch einen Kelch dargestellt. Direkt daneben liegt ein Laib Brot.

Das Brot hat an einem Ende, genau wie in der Ansicht auf dem Bild Albrecht

Altdorfer „Anbetung Mariens“, einen Einschnitt und zeigt somit die Form des Fisches.

Hier haben wir genau den Zusammenhang. Jesus Christus, das Brot und die Form.

So wie wir ähnlich auch heute noch zu Ostern unseren Ostersemmel haben.

 

Gemalt hat es der niederländischen Maler Gilles Coignet 1595 in Hamburg.

Coignet wurde um 1542 in Antwerpen geboren. Nach seiner Ausbildung als Maler unternahm er eine Reise

über Frankreich nach Italien, wo er sich in Florenz, Venedig, Terni, Rom, Neapel und Sizilien aufhielt. Zurück in

Antwerpen bezog er ein eigenes Haus indem er eine Malerwerkstatt betrieb. Coignet wurde im Jahr 1583 zum

Vorsitzenden der Antwerpener Malergilde gewählt. Sein Glück wendete sich, als im Juli 1584 der Herzog von

Parma Antwerpen für die Spanier zurückeroberte. Als Protestant musste er das Land verlassen, falls er nicht

innerhalb von 4 Jahren zum katholischen Glauben übertrat. Gilles Coignet wanderte nach Hamburg aus und

gründete dort eine Malerwerkstatt. Hier fand er neue Auftraggeber unter den reichen zugewanderten

Niederländern und den wohlhabenden Hamburger Patriziern.

Am Weihnachtstag 1599 verstarb er in Hamburg.

 

Antwerpen, Hamburg, Attendorn.

Die Verbindung ist die Hanse. Unsere Kaufleute wussten was sie taten. Das Brot

als Leib Christi, in Form eines Fisches. Führt man sich vor Augen welches großartige Kulturgut sich hier in

Attendorn erhalten hat und gepflegt wird sollte man diese Einzigartigkeit schützen und bewahren.

Zu den herausragenden Bräuchen in Westfalen gehören zweifelsfrei die Osterbräuche in Attendorn.

Und hier ist als einer der Höhepunkte das Segnen der Ostersemmel zu nennen.  Schon seit dem Jahr 1658 ist

uns überliefert, dass die Attendorner am Karsamstag ihre Ostersemmel, ihre Brote durch den Pastor der Pfarrei

St. Johannes Baptist segnen lassen. War es zunächst die erste Stunde des Karsamstags, also morgens

um 6.00 Uhr, so hat sich das Semmelsegnen mittlerweile auf 14.00 Uhr am Karsamstag Mittag verschoben.

Gleichgeblieben sind der Ablauf und der Segensspruch.  Gleichgeblieben sind auch die Brote, die von vielen

Händen gen Himmel gehoben werden.

Erstmals hat der damalige Pastor Johannes Zeppenfeld im Jahr 1658 aufgeschrieben was die Geistlichkeit in

Attendorn für Pflichten und Aufgaben im Laufe des Jahres hat. Und dazu gehörte schließlich auch das Segnen

der Ostersemmel.

 

Schon in der Kölner Agenda von Anfang des 16. Jhd. wird in der Domstadt das Segnen der Brote erwähnt.

Mit genau dem gleichen Segensspruch segnet der Pfarrer unserer Gemeinde die Ostersemmel.

Auffallend ist die Form des Brotes. Die sich durch jeweils einen Einschnitt bildenden zwei Hörner an jeder Seite

des Brotes. Ist diese Form ein Zufallsprodukt, eine aus älterer Zeit überkommende Mode Erscheinung oder ist

es doch ein christliches Motiv aus früher christlicher Zeit.

 

Wir kennen die Zeichnungen aus der Zeit der Christenverfolgung. Bekannt sind die Wandmalereien der

frühchristlichen Grabstätten. Das griechische Wort für Fisch ἰχθύς (ichthýs) enthält ein kurzgefasstes

Glaubensbekenntnis (ησοῦς Χριστός Θεοῦ Υἱός Σωτήρ): Der Fisch als Zeichen Christi.

Ichthys:  Jesus Christus Gottes Sohn Erlöser.

Warum und wann der Ostersemmel in Attendorn diese bemerkenswerte Form erhalten hat ist nicht

überliefert. Dass es aber einen Zusammenhang zwischen dieser Form und dem Brot als Leib Christus gibt steht

außer Zweifel.

 

Kümmelsemmel im Januar ja, Kümmelbrötchen im Oktober ja.

In der österlichen Form bitte nur im österlichen Zusammenhang.

 

Peter Höffer

2018

 

Textauszüge Barbara Uppenkamp

http://www.hamburger-reformation.de/hamburger-reformation/panorama-geschichten/das-abendmahlsbild-der-st-petrikirche

Nachweis Kölner Agenda STAA Otto Höffer

Fotos Karl Dickel